Manchmal sitze ich am Meer und beobachte das Kommen und Gehen der Wellen, Ebbe und Flut. Irgendwie sind menschliche Beziehungen doch auch wie das Meer mit seinen Stürmen, dem leisen Plätschern der Wellen bei Windstille, dem Sand, den kleinen und großen Steinen und dem vielen Treibgut...
Trifft eine Welle auf die Küste, werden beide sich verändern. Vielleicht nicht viel, kaum sichtbar....und doch, die Welle kehrt nicht so ins Meer zurück, wie sie einst gekommen ist, sie nimmt einen kleinen Teil des Ufers mit und etwas von der Welle, vom Meer bleibt am Strand zurück. Meer und Ufer sind so in einem ständigen Austausch.
Manchmal ist Ebbe.....das Meer zieht sich zurück. Der Strand liegt da und scheint zu warten, Ausschau zu halten. Es ist ruhig, kein Plätschern, kein Rauschen. Langsam und doch oft plötzlich kommt das Meer zurück, sucht von neuem durch seine Wellen den Austausch mit dem Ufer, um sich irgendwann wieder zurückzuziehen, vielleicht in seine eigenen Tiefen...
Doch es geschieht, dass das Meer mit tosender Gewalt und hohen Wellen auf das Küste schlägt....wild, unberechenbar. Dann wird es tiefe Spuren hinterlassen. Am Ufer bleibt ein Chaos zurück, tiefe Einbrüche und Risse.
Es gibt viele Arten von Ufern, steile felsige, seicht abfallende, sanft geformte mit weichen Linien. Einige sehen seicht abfallend aus, gehst du aber einen Schritt zu weit, stehst du bis zum Hals im Wasser. Andere sind voll mit wunderschönen Muschelbänken oder Kiesbetten. Manche sind belebt, andere liegen sehr einsam....Bei allen aber gibt es viel zu entdecken und jedes ist auf seine Art gezeichnet.
Auch Meere sind sehr unterschiedlich....tief, dunkel, blaugrün schimmernd, starke Gezeiten, kaum merkliche, hoher Wellengang oder nur leises Plätschern, voll Leben, brachial oder sanft...
So auch wir.....Jedes Mal, wenn ein Mensch unser Ufer streift wird er in uns, wenn auch oft unmerklich, etwas verändern. Manche mögen den sanften Wellengang, manche die Brandung. Einige lieben Steilküsten andere das flach abfallende Ufer.
Doch trifft ein Mensch allzu tosend auf uns, wie ein Sturm, hinterlässt er Risse, Chaos. Vielleicht ziehen sich einige Menschen darum in ihre eigenen Tiefen zurück, meiden das Meer und die Wellen....
Sollten wir nicht einfach an den Ufern des Lebens spazieren gehen? Mit offenen Augen aufs Meer sehen, seinen Wellengang beobachten, das Glitzern der Sonnenstrahlen auf seiner Oberfläche bewundern...den Sand unter den Füßen spüren, wie er sich sanft reibt... das Wasser fühlen, das unsere Fesseln zärtlich umspült und einfach nur lachen, wenn eine Welle mal ein wenig höher ist und uns nass spritzt?!
Stellen wir uns doch den Stürmen des Lebens!